Die "Strippen" in den Siemens-Kästen

Ideen und Vorschläge zur Beschaffung, zum Nachbau, zum Ersatz oder zur Wiederaufbereitung alter Kästen oder Bauteile

Die "Strippen" in den Siemens-Kästen

Ungelesener Beitragvon Georg » 27. Apr 2014, 22:27

Sowohl
Elektro- als auch der Rundfunkbaukasten von Siemens enthalten
Verbindungsschnüre in zwei Längen.
"Schnur lang" ist ca 50 cm, "Schnur kurz" ca 30 cm lang. Die Stecker
sind aus Messingröhrchen Durchmesser 2,8 mm gefertigt, die Schnüre
sind per Quetschung im Stecker kontaktiert. Das ist eigentlich um
Jahrzehnte der Zeit vorraus. Zur Zeit der Siemens-Kästen wurde fast
ausschließlich gelötet, Quetschen gab es nur im Freileitungsbau.
Die Schnüre sehen in meinen Kästen einheitlich aus, differieren aber
je nach lang/kurz bzw. zwischen den Kästen.
Hier Bilder davon:

Bild
Von oben: Kasten Rndfunk kurz/lang, Kasten Elektro neu kurz/lang

Bild
Von oben: Kasten Elektro Ndl kurz/lang, Kasten Elektro alt kurz/lang

Die Schnüre sind teilweise reine Stoffschnüre, teilweise mit einem
inzwischen verhärteten und vielfach gebrochenem Kunststoff
überzogen.
Und: keine einzige Schnur hatte Durchgang, nicht mal im Megohmbereich.
Für derlei Fälle habe ich ein spezielles Ohmmeter mit einer Meßspannung
von ca. 60 Volt. Wenn Korrosionsschichten im Kontaktbereich eine Rolle
spielen, auch bei alten Kondensatoren, die noch hochohmig erscheinen,
kommt diese Wunderwaffe zur Anwendung:

Bild

Klemmt man manche der Schnüre an dieses Gerät, zeigt es in den unteren
Bereichen völlige Isolation an, beim Umschalten in den Megohmbereich
aber schlägt die erhöhte Meßspannung durch. Geht man dann wieder in untere Bereiche,
zeigt es "wackelige" Werte von einigen hundert Ohm bis Kiloohm an.
Dies ist ein Zeichen, daß sich durch Korrosion eine dünne Oxidschicht in der
Klemmstelle gebildet hat, die aber dünn genug ist, um von 60 Volt durchgebrannt
zu werden.
Schnüre mit diesem Verhalten habe ich dann bei angelegtem Ohmmeter im
untersten Bereich in ein improvisiertes "Krimp"-Gerät eingelegt:
Ein Bügel aus einem ca 3 mm Eisendraht ("Wingertsdroht") wird
in einem kleinen Schraubstock gehalten.

Unter Beobachtung des Widerstands habe ich dann mit einer Zange den Drahtbügel
zusammengedrückt. Dies führte bei den meisten Schnüren eines Kastens
zur Anzeige 0 Ohm, aber das muß noch mit Strömen um 1 Ampere erhärtet
werden.
Die Schnüre anderer Kästen reagierten gar nicht oder federten nach dem
Quetschen wieder zurück, mit unbrauchbaren Widerstandswerten.

Wird fortgesetzt
Georg
 
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Re: Die "Strippen" in den Siemens-Kästen

Ungelesener Beitragvon buedes » 28. Apr 2014, 09:28

Hallo Georg,

für mich sind Lötverbindungen immer noch beste Wahl. Sie ergeben einwandfreien, sicheren Kontakt und das auch noch nach langer Zeit.

Das hat sich jetzt auch wieder bestätigt bei der Restaurierung meines alten Porsche- Schleppers: Angelötete Stecker hatten im Gegensatz zu nur gekrimpten Verbindungen noch guten Stromdurchgang.
Dem Nachteil, dass die Drähte hinter der Lötstelle leicht brechen, kann man ja durch geeignete Maßnahmen begegnen.

Gruß, Horst
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Re: Die "Strippen" in den Siemens-Kästen

Ungelesener Beitragvon Georg » 28. Apr 2014, 12:40

Hallo Horst,
auch ich bin nach wie vor Löt-Fan.
Was das Abbrechen neben Lötstellen betrifft, das würde auch
Krimp-Verbindungen treffen, wenn die nicht meist einen
Knickschutz einschließen würden.
Ein anderer wichtiger Faktor ist ausreichende Härte der
Litzendrähte, ordentliche Litzen sollten aus Phosphorbronze
gefertigt werden.
Ich bin inzwischen von der Idee abgekommen, die Original-Litzen
der Siemens-Kästen wieder gebrauchsfähig zu machen, das
Risiko, sie vollends zu ruinieren, ist zu groß.
Momentan warte ich die Lieferung von einigen Mustern "Goldkontakt"
Steckern ab, wenn die auch nicht passen, werde ich halt 3 mm MS
auf 2,8 abdrehen und Stoff-Leitungen anlöten :=)
Damit mache ich mir einen Satz Schnüre, der zum Spielen
mit den Kästen ausreicht. Die alten Schnüre bleiben in den Kästen
zum Bestaunen :=)
Gruß
Georg
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Re: Die "Strippen" in den Siemens-Kästen

Ungelesener Beitragvon Georg » 29. Apr 2014, 09:52

Heureka!
Die 3 mm Goldkontaktstecker (=GKS) sind eingetrudelt, die Stecker
passen perfekt. Vielen Dank an Lutz für den Hinweis.

Bild
Links GKS in Siemens-Buchse, mitte GKS, rechts Gold-Buchse

Wie gesagt passen die Stecker perfekt, die Konstruktion verbürgt
beste Kontaktgabe.
Leider sind die Stecker recht kurz, evtl kann ich die mitgekaufte
Buchse anlöten, um die Handhabung zu verbessern.
Das ergäbe auch einen Knickschutz und der Stecker wird lang genug
für die Batterieanschlüsse in den Grundplatten, mal sehen.
Gruß
Georg
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