Hallo,
ich wünsche allen Usern hier ein frohes neues Jahr 2020!
Horst, Dein Exemplar ist auch sehr interessant: Es erschien im Zeichen des völlig neu gefassten Sprengstoffrechtes als Folge der 68er Bewegung / APO. Aber wie schon erwähnt, man ließ dennoch die Kirche im Dorf.
Erst 2003 führte Otto Schily die oben erwähnten Experimente mit "Oxidationsmitteln" in den § 310 StGB ein. Seitdem haben wir auch den Terz um die Chemikalien-Beschaffung... 2005/2006 wurde unter Wolfgang Schäuble versucht, privaten Besitz von solcher Experimental-Literatur ganz zu verbieten und die Bestände der Universitätsbibliotheken zu reduzieren, was an massiven Protesten der Hochschulrektoren-Konferenz scheiterte. Und das geplante Verbot für Privatpersonen wurde fallen gelassen, da es das im GG garantierte Recht auf Information sowie Freiheit von Wissenschaft und Forschung tangierte.
"Chemie für echte Schmutzfinger" ist es auch es nun mal, wenn ab und zu´s stinkt. blitzt oder knallt - und wenn´s nur "Opas Blitzlichtpulver" ist. Genauso gehört der Umgang mit Säuren, Laugen, gesundheitsschädlichen und giftigen Chemikalien zum verantwortungsvollen und interessanten Experimentieren je nach Altersstufe dazu....
Die modernen Experimentierkästen dagegen wurden jedoch aus Angst des Staates und auch der Gesellschaft vor Terrorismus und der Furcht der Autoren vor Haftung für gefährlichere Experimente immer harmloser - wie ich es vor längerer Zeit mit einem KOSMOS CHEMIELABOR C1000 erlebe.... Dagegen ist der KOSMOS All Chemist 2000, mit dem ich vor 45 Jahren anfing, die reinste Wucht; z. B. mit'm netten Tischfeuerwerk oder der "Salzsäure-Fabrik"...
Gesamtgesellschaftlich ist dieses Hobby meiner Meinung nach heutzutage nicht mehr erwünscht. Und das "praktische Heranführen der Jugend an die Naturwissenschaften", das in den alten Experimentierbüchern immer so schön zitiert wird, ist ein historisches Phänomen geworden. Es ist heute nicht mehr nötig, weil die Naturwissenschaften Selbstläufer geworden sind. Die Geschichte hat die Hobbychemiker de facto abgeschafft. Natürlich tut mir das leid, weil ich mein Hobby liebe. Andererseits glaube ich wirklich, daß es eine historische Episode war, die vorbei ist.
Die junge Dame im verlinkten YoToube-Video darf das <ganz neidisch guck>. Als studierte Chemikerin hat sie den Sachkunde-Nachweis per se, den wir heutzutage als Privatpersonen per kostenintensiven Lehrgang plus Gebühren ans Ordnungsamt für die Ausstellung erst teuer erwerben müssten und alle paar Jahre selbstredend auch gegen Gebühr verlängern lassen müssten:
https://youtu.be/SI2az6m4xwMWenn ich mir die heutigen Experimentierkästen - auch zu anderen Themen - so angucke, so sollen diese mit wenigen Ausnahmen Kinder und Jugendliche fast nur noch "bespaßen" und nicht mehr so forschen lehren; u. a. auch, weil es heute schnell gehen soll und möglichst nichts kosten soll. Dementsprechend fallen auch interessantere - wenn auch komplexere - Sachverhalte und Experimente auch aus Mangel an engagierten Chemielehrern und gängelnden Schulleitungen wegen Haftung für gefährlichere Versuche / Experimente immer mehr weg. Deswegen wundere ich mich auch nicht mehr über die Ergebnisse der OECD-Studien zu den MINT-Fächern in Deutschland.
Ein Chemielehrer berichtete mir mal, dass einige Schüler der 8. Klasse förmlich zu blöd sind, einen Bunsenbrenner anzuzünden oder wiederum einige andere sogar Angst vor gewissen Substanzen haben, weil es ihnen ihre "Öko-Eltern" so eingetrichtert haben... Was soll ich dazu noch sagen, wenn diese Generation Deutschland eines Tages regieren wird...?!